Tennis Senioren Weltmeisterschaft

Erlebnisbericht von Joachim Ebel

Meine erste Tennis Senioren Weltmeisterschaft. Dabei sein ist –fast- alles.

Als ich lass, dass bei den ITF Masters World Championships vom 14.–21. Oktober 2023 in Capdepera auf Mallorca Konkurrenzen 65–90 bei Mens 65 Draw 136 Spieler mitspielen dürfen, sich von 16 Spielern aus dem Qualifying 8 qualifizieren können und es eine Alternate Liste gibt, aus der man, wenn man onsite ist, sich das ganze Turnier zur Verfügung stellt, also prompt auf dem Platz sein kann, wenn ein Spieler nicht antritt, ins Qualifying rutscht oder direkt im Hauptfeld Mens 65 Draw angesetzt wird, dachte ich, irgendwie kommst du da schon rein, kannst eine Weltmeisterschaft mitspielen und deine Weltranglistenplatzierung -Nr. 2121- verbessern. Zudem gibt es auch noch vier Wild Cards. Keine Ahnung, wie das mit denen funktioniert. Auf geht´s, dabei sein ist alles.

Voraussetzung für all das ist, dass man am Tag vor Turnierbeginn, am 13.10. am Sign In teilnimmt.

Doppelspieler, die ohne Partner aus den 53 teilnehmenden Nationen anreisen, werden allen Spielern auf einer Player Information Sheet mit Leistungsangaben vorgestellt. Man einigt sich digital mit jemandem. In meinem Fall musste Werner, Tennistrainer aus Österreich, dran glauben. Dass ich Mixed auch hätte spielen können, habe ich erst später erfahren; zu spät.

684 Spieler haben teilgenommen, selbst bei den HS 80 waren es noch 128 und bei den WS 85 spielten immerhin noch 16 Damen mit. Turniersprache ist Englisch, außer für die Franzosen.

Da das Sign In am Freitag vor Beginn des Turniers bis 16:00 Uhr stattfand, haben Anke und ich den Flug so gebucht, dass wir mittags auf Malle ankommen, um nach einer Stunde Fahrt das Sign In auf jeden Fall vor Schließung zu erreichen. Nur wer am Freitag am Sign In teilnimmt, kann aus der Alternate Liste ins Qualifying oder ins Hauptfeld kommen. Ich war der letzte auf der Alternate Liste. Mit wenig Chance überhaupt mitspielen zu können. Deshalb wollten wir das auf keinen Fall verpassen.

Bei unserem Zwischenstopp in Frankfurt wurde es knapp, wir hatten uns verquatscht und, obwohl wir noch kurz vor Boardingschluss am Schalter waren, hat man uns nicht mehr mitgenommen. Einfach so. Es würde kein weiterer Transferbus mehr zur Verfügung stehen, um uns übers Flugfeld zum Flieger zu bringen. Ein Taxi dürfe nicht auf die Landebahn. Was willste machen? So ein Sch… Wir könnten ja einen anderen Flug buchen.

Also schnell zum Lufthansaservice. Gibt es noch freie Plätze in einem anderen Flieger, so dass wir noch pünktlich zum Sign In kommen?

Es dauert, bis man auf dem riesigen Flughafen einen Serviceschalter der Lufthansa findet –mit Tennisrucksack auf dem Rücken. Und dann steht man erst mal in der Schlange. Da ich aber im höflichen Vordrängeln bereits Weltmeister bin, konnten wir ziemlich schnell erfahren, dass wir zu einem anderen Schalter, in gefühlt 2 Kilometern Entfernung, müssen. Dort teilte man uns mit, dass wir zwar unsere vorher teuer bezahlten besseren Sitzplätze und Services verlieren, aber noch zwei Plätze zur Verfügung stehen; in ca. zwei Stunden.

Ob die mit dem Mietwagen so lange auf uns warten? Wird die Übergabe des Autos reibungslose ablaufen? Wie wird der Wochenendverkehr um Palma sein? Erreichen wir dann noch pünktlich das Sign In? Das wird knapp.

Auf Malle angekommen, haben wir gefühlt eine Stunde auf unser Gepäck warten müssen, um dann hurtig zum Autovermieter zu rennen. Es empfingen uns draußen schwüle 28° im Schatten und wir mussten „Clickrent“ erst einmal finden, in dem riesigen Parkhaus gegenüber des Flughafens –mit Koffern und Tenniszeugs in den zweiten Stock.

Na ja, das dauert dann immer noch eine ganze Zeit, bis alles geregelt, wie Vertrag abschließen, sich nicht mit Zusatzversicherungen übers Ohr hauen lassen, Auto finden, Auto rundherum fotografieren und auf Beschädigungen checken, beladen und aus dem Parkhaus rausfinden. Und dann wussten wir, dass wir das nicht mehr bis zum Sign In schaffen. So ein Sch…

Aber jetzt hatten wir zumindest keinen Zeitstress mehr. Keiner kann was dran ändern. Also fahren wir gemütlich nach Cala Rajada –ca. 70 Kilometer- und checken in unser Hotel ein, was übrigens vier gepflegte Sandplätze zur Verfügung stellt –kostenlos.

Zur offiziellen Player Accreditation konnten wir am Samstag dann pünktlich sein, wie ich aus dem Event Fact Sheet, neun DIN A4 Seiten lang, erfahren hatte, benötigt man eine ITF Players Licence mit einer valid ITF Masters Tour IPIN um sich anmelden zu können. Entry Fee 150,00 Dollar plus 7 Dollar IPIN Fee für dieses Turnier für Einzel, Doppel und Mixed. Es wird auf über 50 Clay Plätzen, alle mit Schiedsrichter, in fünf verschiedenen Clubs mit Shuttle Transfer, gespielt. Wenn ich überhaupt spielen kann.

Da ich viel, auch auf ITF Turnieren unterwegs bin, war es mal wieder toll, gleich viele bekannte Tennisspieler:innen und mittlerweile auch Freunde aus aller Herren Länder wieder zu treffen. Meinen österreichischen Doppelpartner habe ich auch gleich kennen gelernt, gegen dessen Freund ich schon mal auf Zypern gespielt hatte.

Es war ein sehr netter Tag, an dem wir schon den ersten Spielen –Qualifying- beiwohnen konnten. Tolle, sehr internationale Atmosphäre, viele Flaggen. Und ich bin mittendrin. Ist das Leben nicht schön? Alle sprachen englisch, außer die Franzosen. Übrigens konnte man live auf Bildschirmen immer den aktuellen Stand von allen 50 Plätzen mit verfolgen. Das Warten auf meinen ersten Einsatz, wenn es denn klappt, haben wir uns mit leichter, mediterraner Küche versüßt.

Da es für MD 65 Doubles Main Draw insgesamt genau 64 (128) Meldungen gab, durfte ich am 16.10. 2023, 14:00 Uhr im Beach Club Font de Sa Cala in meinem ersten Weltmeisterschaftsspiel: Werner Maliga/Joachim Ebel – Gelu Gheti, Rumänien/Rolf Christensen Kaalstad, Norwegen, antreten. Wie aufregend. Der Schiedsrichter maß das Netz, überprüfte die Linien, führte die Seitenwahl durch und dann hieß es „you have five minutes to practice“. Nach exakt fünf Minuten erhielten wir vom Schiedsrichter die Mahnung, doch sofort anzufangen. Geht wohl nicht anders, bei 30 Konkurrenzen. Es wurde ernst.

Tennis Senioren Weltmeisterschaft 3

Wir schlugen uns gar nicht so schlecht. Es sah zunächst nach einem knappen Spiel aus. Schnell wurde mir klar, dass ich viel zu aufgeregt war, um mal einen vernünftigen Ball zu schlagen. Mit Kraft allein kommt man beim Tennis eben nicht weiter. Das Ergebnis 2:6, 3:6. Es gibt keine Nebenrunden. Also raus.

Als letzter in der M 65 Alternate List war meine Hoffnung gering, spielen zu dürfen, da allein 111 Spieler in die Consolation gefallen sind. Und es hat doch geklappt. Am 18.10.2023, 14:00 Uhr habe ich gegen Chris Nicholls, Great Britain, Weltranglistenplatz 78, antreten dürfen. Schockschwerenot: Der sieht aus wie 40- unglaublich fit. Ergebnis 3:5, 0:4. Keine Ahnung, wie gezählt wurde. Ich war völlig nervös und kopflos.

Tennis Senioren Weltmeisterschaft 4

Und trotzdem war es ein tolles Gefühl, dabei gewesen zu sein. Kann ich nur jedem empfehlen. Wir haben uns danach wieder den mediterranen Genüssen zugewandt.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Jürgen Uflacker

    Schöner Artikel, nett schrieben

  2. Stephen

    Danke, sehr animativ, auch wenn wohl Granaten wie Joachim vorbehalten. Mein etwas kleineres Vorhaben: einmal gegen diesen tennisverrückten Weltmeisterschafts-Teilnehmer spielen, hier vor Ort, irgendwann, see you 😉

Schreibe einen Kommentar